Donnerstag, 12. November 2015

Mitwirkungseingabe Verkehrssanierung Burgdorf-Oberburg-Hasle

Die glp Emmental ist klar gegen die neue Umfahrungsstrecke um Burgdorf. Sie befürwortet stattdessen ein erweitertes „Null+“, das neben den Massnahmen in Burgdorf auch die Neubaustrecken in Oberburg und eventuell in Hasle vorsieht.

1. Handlungsbedarf auf den Ortsdurchfahrten
Wir sind der Auffassung, dass nur in Oberburg der Handlungsbedarf gross ist. Dies beruht auf der Tatsache, dass Oberburg aufgrund seiner Lage überhaupt keine alternative Route für die Durchfahrt hat. In Burgdorf und in Hasle ist der Handlungsbedarf mittel. Beide Orte haben ein beträchtliches Verkehrsaufkommen, allerdings ist dieses nur zu den Spitzenzeiten (werktags je morgens und abends) problematisch. Im Unterschied zu Oberburg bestehen Ausweichmöglichkeiten für den Verkehr (Burgdorf), oder die Verkehrsachse verläuft nicht durch den Dorfkern (Hasle). Kein Handlungsbedarf ist im Lyssach-Schachen zu erkennen.
2. Auswirkungen der Varianten
„Null+“ hat in allen Bereichen positive Auswirkungen; einzig im Bereich „Wirtschaft“ sind die Auswirkungen wohl gering (keine Auswirkungen mit Tendenz zu positiv). „Umfahrung“ ist in den meisten Bereichen ohne Auswirkungen, im Bereich „Umwelt“ jedoch stark negativ (Landverschleiss) und im Bereich „Gesellschaft“ ebenfalls eher negativ (Abwertung der Wohnquartiere am westlichen Stadtrand von Burgdorf; die Umfahrungsteile in Oberburg und Hasle sind diesbezüglich jedoch ohne Auswirkungen). Die Variante Umfahrung hat die Besonderheit, dass sie für den Motorisierten Individualverkehr (MIV) in Burgdorf kaum Auswirkungen hat, jedoch in Oberburg positive ist; in Hasle
Seite 2 von 3
betrachten wir die Auswirkungen als indifferent. Deshalb ist einzig in diesem Punkt eine knapp positive Auswirkung zu konstatieren, was aber partiell gilt, d. h. für jeden der drei Teile der Umfahrungsvariante anders zu werten ist (siehe dazu auch noch Punkte 3 „Linienführung“, 5 „Variantenentscheid“ und 7 „Anregungen“).
3. Linienführung Umfahrungsstrasse
Insgesamt überzeugend ist die Linienführung nur im Teilbereich Oberburg; es sind allerdings Schwierigkeiten bei der Umsetzung zu erwarten (Grundwassergebiet). Alternative Linienführungen (z. B. westlich statt östlich des Dorfes) hätten allerdings andere Probleme (z. B. Querung der Krauchthalstrasse), so dass wir der Linienführung in Oberburg insgesamt positiv gegenüberstehen.
Die Linienführung in Burgdorf wird klar abgelehnt. Es kann kaum angehen, beste Wohnquartiere im Westen der Stadt durch eine Strasse auf einem zehn Meter hohen Damm abzuwerten. Die Umsetzung ist in dieser Form auf jeden Fall aussichtlos; wenn überhaupt, müsste die gesamte Teilstrecke westlich von Burgdorf als Tunnel gebaut werden, mit entsprechenden weiteren massiven Mehrkosten. Die GLP Emmental lehnt indes diesen Teil der Umfahrung ohnehin ab. Die enormen Kosten stehen in absolut keinem Verhältnis zum minimen Effekt auf das Verkehrsaufkommen durch Burgdorf. Unter dem Strich ist ein Verzicht auf die Teilstrecke westlich von Burgdorf der einzig richtige Entscheid.
Die Linienführung in Hasle betrachten wir indifferent. Vor- und Nachteile halten sich etwa die Waage. Bei dieser Ausgangslage würden wir hierzu Voten der unmittelbar betroffenen Gemeinde Hasle und deren Bevölkerung höher gewichten als Voten Auswärtiger.
4. Aufhebung der Bahnübergänge bei Null+
Die GLP wertet die Aufhebung der beiden Bahnübergänge in Burgdorf (Buchmatt und Spital) sehr positiv. Es handelt sich um ein langjähriges Anliegen der Burgdorfer Bevölkerung, aber auch der meisten auswärtigen Verkehrsteilnehmer. Da schon jetzt klar ist, dass bei einem Entscheid für die Variante „Umfahrung“ auf Jahrzehnte hinaus kein Geld mehr für diese überfällige Massnahmen vorhanden sein wird, ist dieser Befund ein weiteres Argument für „Null +“ in und um Burgdorf.
Die Aufhebung des Bahnübergangs in Hasle betrachten wir indifferent. Bei dieser Ausgangslage würden wir hierzu Voten der unmittelbar betroffenen Gemeinde Hasle und deren Bevölkerung höher gewichten als Voten Auswärtiger.
5. Varianten-Entscheid
Die GLP Emmental bevorzugt klar „Null+“, allerdings mit der wichtigen Erweiterung, dass der Teil Oberburg der Variante Umfahrung nach den nötigen Abklärungen für die Umsetzung wenn möglich trotzdem gebaut werden soll. Der Teil Hasle soll auf jeden Fall weiter geprüft werden; wenn die Gemeinde Hasle
Seite 3 von 3
und deren Bevölkerung diesen Teil grossmehrheitlich wünscht, ist er aus Sicht der GLP Emmental ebenfalls realisierbar.
Die Umfahrungsstrecke westlich von Burgdorf dagegen wird klar abgelehnt. Die enormen Kosten, der praktisch vernachlässigbare Effekt auf die Verkehrssituation in Burgdorf und die absehbaren langjährigen Auseinandersetzungen mit den Direktbetroffenen und nicht zuletzt der problematische Zeitplan – eine Eröffnung würde aus Sicht der GLP klar nach 2030 erfolgen – lassen erkennen, dass dieser Teil der Variante Umfahrung eine Fehlplanung ist. Wird auf diese Neubaustrecke verzichtet, werden die nötigen Mittel für die dringenden Verbesserungen entlang der Ortsdurchfahrt durch Burgdorf, insbesondere die Aufhebung der beiden Bahnübergänge auf Stadtboden, frei.
6. Würdigung der Ergebnisse des Vorprojekts
Problematisch ist der Teil Neubaustrecke westlich von Burgdorf; hier hat der Kanton die Interesse von sehr wenigen Direktinteressierten (ganz wenige Unternehmen mit hohem Lastwagenverkehr südlich von Burgdorf) offensichtlich über alle anderen Interessen gestellt, insbesondere über die der Anwohner, der übrigen Verkehrsteilnehmer und der Umwelt. Da der wirtschaftliche Effekt dieses Teils der Umfahrung vernachlässigbar ist, ist im Grunde nicht nachvollziehbar, weshalb ein derartiges Vorhaben Teil der Mitwirkung geworden ist.
Die beiden anderen Teile der Variante Umfahrung (Oberburg und Hasle) und die Variante Null+ sind dagegen nachvollziehbar und sorgfältig begründet.
7. Bemerkungen
Die GLP Emmental plädiert für eine erweiterte Variante Null+, die neben den eigentlichen Null+-Massnahmen auch die Umfahrungsstrecke in Oberburg und eventuell jene in Hasle eingehend prüft. Es gibt keine bau- oder verkehrstechnischen Gründe, die dieser Lösung entgegenstehen.